MdB Ostendorff geht, Friedrich bleibt uns

Abschiedsgedanken auf der Kreismitgliederversammlung 4. November 2021, hs

Ältere waren vielleicht bei der Verabschiedung des langjährigsten Grünen Kreissprechers Friedrich Ostendorff. Einiges wird wiederholt, doch mehr wird wieder fehlen. Friedrich, unserer Grüner Großer, war und ist lehrreiche Inkarnation Grüner Werte und Hoffnungen.

Um 1980 Mitbegründer der Kreisgrünen, Mitbegründer der Aktiongemeinschaft bäuerlicher Landwirtschaft, Bioland, Neuland, Ökostation, Erzeuger-Verbraucher-Genossenschaft Ährensache, Kreistagsfraktionsvorsitzender, Kreisvorsitzender, BUND-Landesvorstand…

Davor, daneben, dabei immer leidenschaftlich Bauer, Hand anlegend, seine kraftvolle Hand ist selbst erarbeitet, nachdenkend, vormachend. Mit 21 Landwirtschaftsmeister. 1. Lehrlingin Ulrike wirkt rat- und tatkräftig im Glücks-Tandem mit Friedrich von Hofumstellung bis zum Management des heute ökologisch-ökonomischen Musterhofs.

Öffentlich Grün leben und Grün feiern mit lustvollen Arbeitseinlagen wie Hügelbeetbau, Politik-Podien auf Treckeranhänger und Strohballen, stolzem Hofrundgang und mit appetit-auf-zukunftsfreundliche-Landwirtschaft-machenden Speisen und Getränken!

Er kann auch Appetit verderben. Seit einem Tresengespräch vor einem Dutzend Jahren mit Ulrike und Friedrich essen wir kein Putenfleisch mehr. Seine laute und kundige Stimme gibt nicht nur dem aktuellen Kampf gegen die Putenfabriken Kraft. Der schleppende Kampf um Tierwohlorientierung braucht Friedrichs Zorn!

Die gradlinige Haltung Friedrichs hat nicht nur einige Landwirte in und um Unna zur Umstellung bewegt. Bewegend ist zu bemerken, welchen Respekt Friedrich inzwischen bei den übriggebliebenen Normalbauern genießt. Es tut wohl, wenn die um Kontakthilfe zu Ostendorff bitten, um in der Borchert-Komission zusammenzuwirken. Spannend war 1990 als wir mit einer Delegation aus Unnas Partnerstadt Döbeln den Ostendorff-Hof besuchten. Friedrich warnte den Ü-10.000-Schweine-LPG-Vorsitzenden Roland davor weiter auf Masse zu setzen. Dessen AG überlebte nur kurz. Auch der mittlere Gadaffi lernte leider kaum von der Alternativ-Bauern-Delegation, die er auch um 90 herum einludt, um ökologische Wüstenbegrünung zu entwickeln.

Es macht Grüne immer etwas stolz den Landwirtschaftsexperten Friedrich in Funk und Fernsehen zu erleben. Und er kam wohl als einziger Kreisgrüner auf Seite 1 der Bildzeitung! Der Grüne Bundestagsbauer hatte Spaziergänger vom Acker gejagt. Leider gab es für diesen Chemie-freien Pflanzenschutz kaum Grünen Applaus, sondern Friedrich rutschte auf der Bundestagsliste und kurzfristig aus dem Parlament.

Nach seinem Kandidaturverzicht fehlt jetzt dem Bundestag nicht nur der Grüne Muster-Bauer. Es fehlt das ganzheitliche Erfahrungsfeld Friedrich. Hand, Hirn, Herz und Haltung gegen diverse Winde selbst und in vielfältigen Verbünden zusammenwirkend entwickelt! Dieser Friedrich ist unersetzlich. Aber er ist ja noch hoffentlich lange unter uns. Er wird auch sicher charmant und rustikal mitmischen und Rat- und Tatschläge geben – auch und gern gegen schlichte Harmonie unter der Grünen Glocke!

Ein Grüner Salon zur Zukunft der Lebensmittelproduktion am Beispiel Kreis Unna mit Friedrich, Bärbel Höhn und Thomas Döring, in der Lindenbrauerei, auf dem Markt oder dem Ostendorff-Hof wäre verlockend. Danke Friedrich für alles – auch im Vorraus!