30 Tagfalterarten und mehrere Hundert Nachtfalterarten in Kühnapfels Garten

30 Tagfalterarten und mehrere Hundert Nachtfalterarten in Kühnapfels Garten

Was ist das besondere an Klaus-Bernhard Kühnapfels Garten? Was macht ihn so besonders, dass er vom NABU eine wichtige Auszeichnung erhielt?

Im folgenden Text gibt der Experte für Biodiversität und umweltpolitische Sprecher der Grünen Kreistagsfraktion Tipps für andere Gärtnern und Gärtnerinnen. Beispielsweise wie anhand der Pflanzenauswahl der Zuzug der Schmetterlinge „gesteuert“ wurde.

„Der Kern des Gartens ist meine Blumenwiese, die in der Regel nur zwei mal im Jahr mit der Sense gemäht wird, dabei bleiben immer Teilbereiche als Rückzugsraum für Schmetterlinge, Heuschrecken und andere Insekten stehen. Ein Rasenmäher kommt nur gelegentlich zur Nachpflege im Spätherbst zum Einsatz. Mit unserem Einzug 2003 habe ich den damals vorhandenen Vielschnittrasen durch Einbringung typischer Wiesenblumen umgebaut. Die Fläche war schon relativ nährstoffarm, weil der Vorbesitzer wohl nie gedüngt hatte. Das war sehr günstig für mein Anliegen, einen schmetterlingsfreundlichen Garten anzulegen. Neben der Mahd mit abräumen des getrockneten Heus wird die Fläche alle paar Jahre nach dem letzten Schnitt mit Dolomitkalk versorgt um einer Versauerung entgegenzutreten. Sehr schnell stellten sich dann Schmetterlinge und mehrere Heuschreckenarten im Garten ein.

Bei der Pflanzenartenwahl habe ich mich weitgehend an der Pflanzensoziologie orientiert. Der Bestand bewegt sich, sowohl was die Gräser als auch die krautigen Pflanzen angeht, zwischen Halbtrockenrasen und Salbei-Glatthaferwiese. Der Untergrund bewegt sich von sehr trocken bis frisch, und bietet daher auch eine große Variabilität. Es blüht das ganze Jahr über etwas, verschiedenen Blühaspekte folgen aufeinander.

Für die Schmetterlinge besonders bedeutsam ist das dauerhafte Vorhandensein attraktiver Nektarpflanzen. Für Bläulinge finden sich hier Hornklee und Rotklee, für Edelfalter, Augenfalter, Dickkopffalter und Schwalbenschwanz Skabiosen, Dost und Flockenblumen, und für den Aurorafalter im Frühjahr Wiesenschaumkraut.

Randlich zur Hecke kommt dann Giersch zur Blüte, der gern vom Landkärtchen aufgesucht wird, später blüht dort der Wasserdost, der von vielen Insekten genutzt wird, besonders häufig aber von Tagpfauenauge, Kleinem Fuchs, Faulbaumbläuling und verschiedenen Weißlingen. Bei mir darf auch Jakobskreuzkraut wachsen, regelmäßig kommt daher auch der Blutbär bei mir vor. Zur Blütezeit des echten Dostes wimmelt es im Garten dann von Schwebfliegen, Hummel, Bienen und vielen Schmetterlingen, besonders Großes Ochsenauge, Schornsteifeger und Weißlinge nutzen diese Pflanze emsig. Der Dost blüht zusammen mit der Skabiose oft noch bis in den Oktober hinein und bietet so langanhaltend Nektar für die späten Arten, die sonst in der Umgebung kaum noch Nektarpflanzen finden.

Am Rand des Gartens gibt es zwei Brennnesselbestände, wo man gelegentlich Raupen von Tagpfauenauge, Kleinem Fuchs und C-Falter finden kann. An den Gräsern habe ich schon Raupen vom Waldbrettspiel und Schornsteinfeger gefunden. Regelmäßig pflanzt sich auch der Aurorafalter, der Hauhechel-Bläuling und der Faulbaumbläuling im Garten fort.

Ein weiteres attraktives Blütenangebot besonders für die die Weißlingsarten (Großer und Kleiner Kohlweißling, Rapsweißling und Karstweißling) in meinem Garten bieten zahlreiche Lavendelbüsche. Für den Karstweißling, der seit 2015 regelmäßig auftaucht, habe ich extra Schleifenblumen und Rukola kultiviert, an denen ich auch schon Eiablagen und Raupen gefunden habe. Raupen des Großen Kohlweißlings  fressen besonders gern an Kapuzinerkresse.

Sehr wichtig ist auch das zahlreiche Vorkommen von Seifenkraut , was bei mir sowohl in den Beeten, aber auch zwischen den Pflastersteinen wächst. Zur Blütezeit finden sich hier viele Schwärmerarten, besonders Kleiner und Mittlerer Weinschwärmer, Ligusterschwärmer, Kiefernschwärmer und Taubenschwänzchen kann man hier regelmäßig beobachten. Später findet man in den Fruchtkapseln dann die Raupen verschiedener Nelkeneulen.

Die Tujahecke meines Vorgängers habe ich als Sichtschutz behalten, und weil  sie vielen Vögeln als Nistplatz dient. Ich habe sie aber mit Efeu überwachsen lassen, denn blühender Efeu ist besonders wichtig für die Tagfalter, die als Imago überwintern. Efeu ist die letzte Blütentracht im Jahresverlauf. Neben vielen Wespenarten und Hornissen kommen besonders Admiral und Zitronenfalter an die Efeublüten. In der Hecke finde ich auch regelmäßig überwinternde Zitronenfalter. Der Tuja bietet übrigens auch einigen Nachtfalterarten Lebensraum, so kommt hier regelmäßig der Wacholderspanner und eine gewöhnlich ebenfalls auf Wacholder spezialisierte Blütenspannerart vor, die den Tuja als Ersatznahrunspflanze angenommen haben.

Zwei Bäume habe ich auch im Garten. An den Blüten meines Apfelbaums (Dülmener Rosenapfel) hatte ich erst gestern einen Großen Fuchs beobachtet, der in den letzten Jahren deutlich zugenommen hat. Ein älterer Weiden-Kopfbaum wird vom Weidenbohrer besiedelt, auch für Käfer insbesondere die schönen Rosenkäfer und den Balkenschröter ist der alte Baum eine Lebensstätte. Auf dem Flechtenbewuchs unserer Dächer und des Apfelbaums leben die Raupen verschiedener Flechtenbären.

Mit freundlichen Grüßen

Klaus-Bernhard Kühnapfel“

 

 

 

Weitere Informationen zu Beispielgärten gibt´s unter: https://nrw.nabu.de/tiere-und-pflanzen/aktionen-und-projekte/zeit-der-schmetterlinge/beispielgaerten/privatgaerten/

 

Sarah Bölke

Projektleitung beim NABU NRW

Völklinger Straße 7-9

40219 Düsseldorf

 

Sarah.Boelke(at)nabu-nrw.de

www.NABU-NRW.de