Diskussion „Medizinstipendien vergeben – Ärztemangel begegnen“

im Ausschuss für Gesundheit und Verbraucherschutz

Die Grüne Kreistagsfraktion hat sich am vergangen Dienstag gegen den Antrag der Großen Koalition ausgesprochen, die einem erwarteten Ärztemangel mit der Vergabe von Stipendien begegnen möchte.

Gemeinsam mit den Linken, den Piraten sowie der FDP  stimmten sie gegen den Antrag, weil dieses Mittel „Stipendienvergabe“ vorab im Bericht der Verwaltung als nich unbedingt erfolgversprechend verstanden werden konnte:

Die grüne gesundheitspolitische Sprecherin Stephanie Schmidt lehnt einen  Zuschuss über 500,00 € pro Student und Monat ab, da beispielsweise Bafög-berechtigte Student*innen nur bis 300,00€ behalten dürften. Der Pirat Christian Ross bezweifelte zu Recht anhand er Erfahrungen im Märkischen Kreis, dass die Stipendiaten sich tatsächlich anschließend im Kreis niederlassen würden. Vielmehr sagte der Bericht, dass die jungen Ärzte entweder gerne an den Krankenhäusern bleiben wollten oder dann doch in andere Kommunen abwanderten. Ein „Freikaufen“ ist  möglich. Eine Verpflichtung zur Niederlassung kaum durchsetzbar.

Außerdem ergaben nachträgliche Rechenbeispiele, inwieweit diese Stipendien für Medizinstudenten den Kreishaushalt belasten werden.

Geht man im ersten Jahr von fünf Student*innen mit je 500,00 € aus, so wird eine Summe um 30.000,00€ erreicht werden. Aber schon im nächstenJahr, sollten dann wiederum fünf weitere Student*innen hinzu kommen, läge man schon bei 60.000,00€ – undsoweiter.

Stephanie Schmidt dazu: „Wir möchten natürlich auch die ärztliche Nahversorgung im Kreisgebiet sichergestellt wissen, aber die Stipendienvergabe als Alleinmittel kann nicht wirken! Einerseits ist es nicht vertretbar, dass wir im Kreistag bei Kindergärten und Schulsozialarbeit lange Diskussionen um Zuschüsse führen und andererseits in ein dermaßen unsicheres Projekt mit ungewissem Ausgang so viel Geld stecken!“ Aus dem Kreis Soest , der sich auch vorsorglich mit dem Thema beschäftigte, kamen z.B. ganz andere Vorschläge:

– in Zusammenarbeit mit der dortigen Wirtschaftsförderungsgesellschaft (WFG) werden  junge Arztfamilien bei der Grundstückssuche oder Kita-Plätzen für den Nachwuchs unterstützt. Die Förderung moderner Arztzentren und/oder Fördergelder für die Praxis-Übernahmen sind Beispiele für einen individuelleren Anreiz zur Niederlassung im Kreis.

Stephanie Schmidt sieht für den Kreis Unna auch die Chance über vorhandene Strukturen wie die Ärzte-Netzwerke:  „Hier die Vernetzung zu verstärken und durch  fachlich betreute Umfragen in den alteingesessenen Praxen, über Netzwerkgründungen mit Universitäten und über regionale Kontaktbörsen Nachfolger*innen zu finden ist wesentlich erfolgsversprechender einzuschätzen. Zumal der Kreis hier auch nicht allein da steht: auch die Kassenärztliche Vereinigung fördert in schwierigeren Lagen oder gibt sogenannte „Umsatzgarantien“ für Neueinsteiger.“

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